SPOILER
Hier entstehen Spoiler in Form von Prologen zu meinen nächsten Projekten. Wenn du also nicht wissen willst, wie es in den Fortsetzungen weitergeht, solltest du hier nicht weiter lesen. Allen anderen: Viel Spaß ♥ PROLOG Es war einer dieser lauen Sommerabende, die ich so liebte. Die Sonne war gerade untergegangen und ich war bereits auf dem Weg zum Portal, welches mich zurück in den Himmel befördern würde. Ich hatte Mona bis nach Hause begleitet und war heilfroh, dass sie Gideon endlich losgeworden war. Es war lange nichts mehr passiert und mein Job als Schutzengel, zumindest für sie, wäre bald zu Ende. Es gab noch genügend andere Menschen, die Hilfe brauchten, sagte Gott immer, aber wenn ich ehrlich war, war mir Mona meine liebste Schutzbefohlene. Ich durchquerte den Park, unsichtbar für diejenigen, die sich noch hier aufhielten, weil ich eben keine fleischliche Hülle mehr besaß. Für das menschliche Auge war ich nicht sichtbar und meine Erinnerung an die Zeit, in der ich noch zu ihnen gehörte, war genauso verblasst, wie die Erinnerung an dieses Leben hier selbst. Den Umweg durch den Park nahm ich oft, es war gar nicht nötig, hier entlang zu schweben, doch ich mochte ihn. Hier saß Mona oft auf einer Bank in ihrer Pause und aß zu Mittag. Wenn es einen Ort in dieser Welt gab, der mir ein Gefühl von Zuhause vermittelte, dann waren es dieser Park und diese Bank. Gerade, als ich wie immer den Park verlassen und zum Portal gleiten wollte, wurde ich aufgehalten. Da stand er, anmutig und wunderschön. Ich hatte so jemanden noch nie gesehen, diese leuchtend blauen Augen, die einen durchbohrten, sobald sich die Blicke trafen. Er konnte mich sehen. Niemand sonst konnte es. Doch es waren nicht die Augen, die mich in seinen Bann gezogen hatten, es war diese Aura, die ihn umgab. Die der Engel waren immer leuchtend und von hellem Licht. Seine jedoch war dunkel und furchteinflößend, doch sie faszinierte mich im selben Moment. Ich ahnte bereits, dass er keiner von uns war, aber er war auch kein Mensch. Lässig lehnte er an der Wand und zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, ehe er sie achtlos auf die Seite warf. »Hi!«, drang es in einem rauen Ton aus seinen Lippen und erneut hatte ich das Gefühl nach Luft schnappen zu müssen. Er konnte mich sehen, so wie ich ihn sah. Ich fragte mich, wie das möglich sein konnte und automatisch spannte sich mein ganzer Körper an. Ich war misstrauisch und vorsichtig zugleich, aber da war noch etwas anderes. Etwas, das mich davon abhielt, sofort die Flucht anzutreten. Er stieß sich mit seinem Fuß von dem Baum ab, an den er sich lässig gelehnt hatte, und trat auf mich zu. »Hi!«, antwortete ich leise und folgte mit meinem Blick seiner Silhouette, die mich anmutig umrundete. »Du bist hübsch«, sagte er gelassen und ging unbeirrt weiter auf mich zu, während ich wie angewurzelt dort stand, wo sich unsere Blicke getroffen hatten. »Wer bist du?«, fragte ich, ohne auf seine Aussage einzugehen. Der Rat hatte mich gelehrt immer wachsam zu sein und wenn ich schon nicht weglaufen konnte, dann wollte ich ihm wenigstens die Stirn bieten. Völlig unbeeindruckt von dem, was ich gerade gesagt hatte, lächelte er mich an und blieb vor mir stehen. Er griff nach meiner Hand und verbeugte sich. »Verzeihung, wo sind nur meine Manieren?« Er gab mir einen Kuss auf den Handrücken und blickte mir währenddessen die ganze Zeit in die Augen. »Damian«, sagte er mit diesem unverschämten Lächeln auf seinen Lippen und setzte nach: »Mein Name ist Damian.« Obwohl er sehr charmant war, blickte ich ihn misstrauisch an. Ich fragte mich, wieso er mich sehen konnte, wo ich doch für Menschen unsichtbar war. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und blickte möglichst unbeeindruckt in seine Richtung. »Okay, hat mich gefreut, Damian, aber ich muss jetzt wirklich los.« Irgendwas stimmte hier nicht, er sollte mich nicht sehen können und ich wollte zurück. Im Himmel würde ich Castiel fragen, wie das sein konnte und ob er jemanden mit diesem Namen kannte. Ich wollte mich gerade auf den Rückweg machen, als er sich mir in den Weg stellte. »Du bist Emily, nicht wahr?« Jetzt wurde ich hellhörig. Woher kannte er meinen Namen? »Gut. Du hast meine Aufmerksamkeit«, setzte ich ihm entgegen und ließ für einen Augenblick von meinem Vorhaben zu verschwinden ab. Erst jetzt fiel mir auf, wie groß er war. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um in seine Augen blicken zu können und sie fesselten mich. Er fixierte mich mit seinem Blick und ich fürchtete, er würde mich mit ihnen hypnotisieren, je länger ich seinem Blick standhielt. »Woher weißt du, wer ich bin?«, fragte ich, aber er dachte gar nicht daran mir zu antworten. »Alles zu seiner Zeit, meine Schöne.«, flüsterte er und kam mir bedrohlich nahe. Ich spürte seinen kalten Atem auf meiner Wange und war unfähig etwas dagegen zu setzen. Ich war wie gelähmt und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es von ihm kam. Er sorgte dafür, dass ich mich nicht rühren konnte. »Du musst keine Angst vor mir haben.«, raunte er in mein Ohr. »Hab ich nicht!«, zischte ich, obwohl ich nicht wusste, ob es Angst oder Adrenalin war, was mich zu diesen Worten trieb. Es folgte ein Lachen und dann löste er sich in Luft auf und ließ mich stehen. Er verschwand so geräuschlos wie er gekommen war. Auf diese Begegnung folgten viele weitere. Jedes Mal überraschte er mich an einer anderen Stelle, mit einer anderen Geste. Mal waren es irdische Traditionen und er beschenkte mich, dann waren es besondere Ausflüge, die wir heimlich unternahmen. Jedes Mal erzählte er mir ein Stück mehr von seiner Welt und weihte mich in sein Leben als Dämon ein. Endlich wusste ich, woher er kam und wieso er mich sehen konnte. Doch egal wie oft er mir auflauerte, ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mir nie die ganze Wahrheit erzählte. Doch es reizte mich. Diese heimlichen Treffen auf der Erde, dieses Kribbeln im Bauch, dass er auslöste und dieses Gefühl, das er mir gab, wenn er bei mir war. Es dauerte eine Weile, aber ich legte meine Skepsis ihm gegenüber Stück für Stück ab. Er hatte nicht nur Manieren und Anstand, sondern wusste auch, wie man Zweifel beseitigte. Er erzählte mir von seiner Mutter und der Grausamkeit Luzifers. Diese Welt faszinierte mich und ich war gespannt auf die Geschichten, die er mir über die Unterwelt erzählte. Die Abstände unserer Treffen wurden kürzer und ich bat darum, öfter auf die Erde zu dürfen. Natürlich hätte mir klar sein müssen, dass diese Bitte auch Misstrauen auslöste und ich weihte meine Schwester Sarah ein, dass es jemanden gab, mit dem ich mich auf der Erde traf. Ich erzählte ihr mehr und mehr von meinem satanischen Freund. Sie war nicht begeistert, aber sie deckte mich, erfand neue Ausreden, wenn ich mal wieder zu spät kam - was blieb ihr auch anderes übrig? Und dann war er weg. Er kam nicht mehr und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn vermisste. Wie ich die Art vermisste, wie er mich ansah und berührte. Mir fehlten unsere Gespräche und dass es jemanden gab, der mich verstand. Es gab jetzt jemanden, der mich auf der Erde sehen konnte, und ich fühlte mich nicht mehr alleine. Obwohl ein letzter Funken Misstrauen blieb, der mit seinem Nachnamen zu tun hatte und mit der Herkunft, die er sich nun mal nicht aussuchen konnte, musste ich mir eingestehen, dass er mir jetzt, wo er verschwunden war, fehlte. Ob ihm etwas zugestoßen war? »Hast du mich vermisst?«, murmelte es im Dunkeln plötzlich hinter mir und ich zuckte zusammen. Da war er. Genauso schön, wie bei unserer ersten Begegnung. Diese teuflisch schöne Gestalt hatte mir gefehlt, aber ich wollte nicht, dass er es merkte. »Ach, bilde dir doch nichts ein.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und drehte meinen Kopf von ihm weg. Ich zischte und brachte ihn zum Schmunzeln. »Deine Körpersprache sagt etwas anderes«, sagte er vergnügt und ließ sich neben mich auf die Parkbank gleiten. Fast anmutig hatte er in der Luft geschwebt, bevor er sich zu mir setzte. Es wunderte mich nicht, dass er das konnte, immerhin war sein nächster Vorfahre, und somit er auch, ein Engel. Wenn auch ein in Ungnade gefallener. Ohne Vorwarnung ließ er uns in die Höhe schweben und umfasste mein Gesicht mit seinen Händen. Er legte seine Lippen auf meine und ich wehrte mich nicht. Ich war unfähig ihm zu widerstehen. Erst als wir den Boden wieder unter unseren Füßen hatten, begriff ich, was gerade geschehen war und dass das, was wir gerade getan hatten, uns in größte Gefahr bringen würde. Ich holte aus, um ihm eine Ohrfreige zu verpassen, doch er hatte mein Handgelenk blitzschnell gepackt. »Na Na. Wir wollen doch nicht vergessen, wo wir herkommen, hm?« Damit spielte er auf mein Engeldasein an. Natürlich taten wir so etwas normalerweise nicht. Wir waren für unsere Güte bekannt und dafür, dass wir verzeihend und großzügig waren, aber ich war schon immer widerspenstig und ein Rebell. Schon zu Lebzeiten. Es war also nur natürlich, dass mich das Verbotene reizte. Es reizte mich so sehr, dass ich ihm mehr und mehr verfiel. Genau in diesem Augenblick, als ich ihm eine verpassen wollte, tat ich genau das Gegenteil. Ich zog ihn erneut zu mir und küsste ihn. Ich küsste ihn wild und leidenschaftlich und befleckte meine reine Seele. An diesem Abend sagte er es das erste Mal: »Komm mit mir!« Und dann sagte er es jeden Abend. Immer und immer wieder. Ich lehnte jedes Mal ab und jedes Mal wollte ich es ein bisschen mehr. Ich wurde unvorsichtig und sie waren mir längst auf den Fersen. Castiel stand vor mir. Verzweiflung spiegelte sich in seinen Augen wieder. »Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht - sondern uns alle, Emily.« Tränen schossen mir in die Augen, meine Lippen zitterten, denn ich wusste, dass ein Engel und ein Dämon nicht zusammen sein durften. Ich wusste, dass sie mich bestrafen würden, aber von alldem was danach folgte, hatte ich keine Ahnung. Ich kniete vor ihm, senkte den Kopf und mied den Blick meines Meisters. Auf meiner kleinen Wolke, in den Armen meiner Schwester, die versuchte mir Trost zu spenden und meine Tränen zu trocken. Castiel schwebte in der Luft, von rechts nach links, er raufte sich nervös sein braunes Haar und dann sah er mich an. Er deutete mit dem Finger an mir vorbei, auf die Erde. Aber ich wusste, dass er nicht die Erde meinte, sondern das, was sich unter ihr befand. Die Hölle. »Weißt du eigentlich, auf wen du dich da eingelassen hast?« Ich hörte die Enttäuschung in seinen Worten. Er hob seine Hand und brachte mich so zum Schweben. Ich stand nun aufrecht vor ihm, meine Schwester saß noch immer auf dem Boden. »Damian ist nicht einfach nur ein Dämon, Emily.«, sagte er und ich hatte das Gefühl sein Herz gebrochen zu haben. Ich verstand nicht. »Was?«, sagten Sarah und ich gleichzeitig. Er kehrte mir den Rücken zu und schnaufte. »Damian Lux Morgenstern …«, ab da schaltete mein Kopf ab, ich hörte seine restlichen Worte nicht, denn ich wusste genau, wer er war. Es machte mich wütend und ängstlich zugleich. Ich hatte ihm vertraut und er hatte mich angelogen. All die Geschichten, die er erzählt hatte - sie waren erfunden und ich sollte ihn hassen, aber er hatte mich bereits um den Finger gewickelt. Er wusste zu viel von mir. Ich hatte ihm blind vertraut und ihm breitwillig alles erzählt. Er musste mich zu gar nichts zwingen. Mein ganzes Leben hatte ich ihm auf einem Silbertablett präsentiert. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass Morgenstern der Name des Teufels war. Satan höchstpersönlich hieß so, bevor er zum Verstoßenen wurde: Samael Morgenstern. »Ich kann nichts mehr für dich tun.«, sagte er und ließ mich zurück auf meine kleine Wolke sinken. »Du hättest die Warnungen nie ignorieren sollen.«, sagte er traurig. Ich hatte mich verliebt. In den Sohn des Teufels und jetzt wurde ich verbannt.